Alte Wunden by Robert B. Parker

Autor:Robert B. Parker [Parker, Robert B.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Pendragon Verlag
veröffentlicht: 2014-12-28T05:00:00+00:00

Dieses E-Book wurde von der "pubbles GmbH & Co.KG" generiert. ©2014

35

Am nächsten Morgen war in der Zeitung zu lesen, dass zwei Männer auf dem Campus der Taft University erschossen worden waren. Zwei Fluchtwagen wurden noch gesucht. Zwei weitere Männer waren angeblich zu Fuß entkommen. Die Polizei hatte den Campus und die umliegenden Wälder durchsucht. Beide Männer waren weiß. Die Opfer auch.

„Verdammt“, sage ich zu Hawk. „Dich hat nicht mal jemand gesehen.“

„Ich bin weggehoppelt“, sagte Hawk.

„Wollen wir es nochmal mit der Taft University versuchen?“, fragte ich. „In deinem Wagen?“

„Die Polizei ist bestimmt noch da“, meinte Hawk.

„Und was hat das mit uns zu tun?“, fragte ich. „Ich arbeite an einem Fall. Und du bist mein getreuer Kumpan.“

„Solang ich nicht Kemosabe zu dir sagen muss.“

„Hast du dich jemals gefragt, was das heißt?“

„Ich hab immer gedacht, es heißt so was wie Wichser Bleichgesicht“, sagte Hawk.

„Ganz wie du meinst“, seufzte ich.

Wir fuhren wieder zur Taft University. Diesmal wurden wir nicht verfolgt. Am Teich war gelbes Absperrband zu sehen. Vor dem Verwaltungsgebäude standen mehrere Streifenwagen der State Police. Hawk blieb im Auto. Ich stieg aus. Niemand schenkte uns irgendwelche Beachtung.

Im Studentensekretariat musste ich meinen ganzen männlichen Charme spielen lassen, um an der gestrengen Frau hinter dem Schalter vorbeizukommen. Schließlich nahm sie meine Visitenkarte und ging damit ins innere Heiligtum. Dann kam sie zurück und sagte, ich könne hineingehen.

„Ich bin Betty Holmes“, sagte die Dame im inneren Heiligtum. „Haben Sie mit der Ermittlung zu tun?“

„Ja“, sagte ich.

„Haben Sie schon eine Ahnung, wer die Männer erschossen haben könnte?“

„Haben wir“, sagte ich.

Sie war um die fünfzig, eine große, blasse, blonde Frau mit einer kräftigen Nase. Ihr Haar war streng zurückgekämmt, und ihre Augen funkelten wachsam. Sie machte einen intelligenten Eindruck. Einen Moment lang sah sie mich schweigend an. Mir war klar, dass sich die Rädchen in ihrem Kopf drehten.

„Wer ist ‚wir‘?“, fragte sie schließlich.

„Ich“, gab ich zu. „Ich hab Sie angeflunkert.“

„Wie charmant“, sagte sie. „Und was wollen Sie wirklich?“

„Ich ermittle in einem ganz anderen Fall. Es geht um eine Frau, die hier studiert hat, vermutlich in den späten Sechzigern.“

„Aha. Hat das irgendwas mit der Schießerei zu tun?“, fragte sie schnippisch.

„Ich weiß nicht, ob und wie die Dinge zusammenhängen“, sagte ich. „Aber ich bin nicht wegen der Schießerei hier.“

„So, so“, sagte sie. „Na schön. Wenigstens wissen wir jetzt das.“

„Wenigstens das“, meinte ich. „Könnten Sie vielleicht im Archiv nachsehen, ob hier eine Emily Gold studiert hat? Oder eine Frau namens Lombard?“

„Wenn sie hier studiert haben, dann sind sie im Archiv. Wie hieß Ms. Lombard mit Vornamen?“

„Keine Ahnung. Mir wurde gesagt, dass sie sich Bunny nannte. Ich nehme an, das ist ein Spitzname.“

„Sollte man meinen“, sagte sie. „Aber mir sind schon so manche ungewöhnliche Namen untergekommen.“

Sie schrieb die Namen auf ein Blatt Papier.

„Und wenn Sie schon dabei sind“, sagte ich, „seien Sie doch so lieb und schauen Sie nach, ob hier ein Leon Holton oder Abner Fancy studiert haben.“

„Wie hieß der Zweite?“

„Fancy“, sagte ich. „Abner Fancy.“

Sie musste lächeln, verbiss sich aber jeden Kommentar.

„Warum wollen Sie das alles wissen?“, fragte sie.

„Emily Gold wurde Opfer eines Verbrechens.

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